Das kann unmöglich sein! Einfach unmöglich. Als Kind war ich nur selten in diesem Laden, weil meinen Eltern die Fahrt zu weit war, aber immer, wenn wir hier waren, hat mein Chef mir dieses Märchenbuch gegeben.
Als ich es zum
dritten oder vierten Mal in der Hand hatte, hatte jemand vorne hineingeschrieben:
Ein neues Buch riecht, daraufhin habe ich heimlich meinen Füller
genommen und etwas hinzugeschrieben: nach etwas Gemütlichem. Ich war
sehr traurig, als die nächsten male keiner mehr etwas hinzugeschrieben hatte.
Ich hatte mir schon großartige Geschichten mit einem Geist ausgedacht, wie
Kinder das halt so machen. Erst als ich vor 6 Jahren anfing hier zu Arbeiten
habe ich entdeckt, dass der gleiche jemand doch noch etwas hinzugefügt hatte und
etwas Fantastischem. Seitdem ist mir dieser Satz in Fleisch und Blut
übergegangen. Wie kommt nun dieser Internet-Futzi dazu, genau diese Worte zu
wählen? Er blickt von dem Buch zu mir „Ich hätte nicht gedacht, dass nach all
den Jahren noch etwas davon zu erkennen ist“. Das kann unmöglich sein! „Ich
habe diesen Satz geschrieben, als ich noch klein war und in diesem Stadtteil
gelebt habe“. NEIN, NEIN, NEIN! Das kann nicht sein. „Das ist nicht ganz
richtig, denn diese Wörter“ ich zeige dabei auf den von mir geschriebenen Satz „hier,
habe ich geschrieben“. Sein „Das kann nicht sein.“ Muss ich mit einem Lachen quittieren.
„Sie haben gerade die Geschichte von meinem Geisterfreund zerstört“. Verwirrt
schaut er mich an. „Ich hätte nicht gedacht, dass sie lachen können“. Tja, da
ist es auch schon wieder vorbei mit dem Lachen. War ich bisher so unfreundlich
zu ihm, oder ist er wirklich ein Idiot? Naja, es könnte sein, das ich bisher
nicht gerade ein Sonnenschein war. Nun gut, ich reiche ihm noch mal meine Hand.
Allerdings schaut er mich nur fragend an. Ich deute mit einem Nicken auf seine
Hand und er streckt sie mir entgegen. „Hi, ich bin Lina. Schön dich
kennenzulernen“. Erwähnte ich bereits, dass er sehr schöne klare grüne Augen
hat? Es ist, als ob man in seine Seele blicken könnte. Und nun schäme ich mich
wirklich sehr. Ich bin doch sonst immer ein so toleranter Mensch. Warum um
Himmelswillen habe ich mich nur so von meinen Vorurteilen blenden lassen? Gut,
ich kann das Internet wirklich nicht leiden, aber nur, weil er es gut nutzen
kann, sagt das ja noch nichts über seinen Charakter aus. Schäm dich Lina. Er
strahlt mich an „Hi Lina, ich bin Andre. Und ich freue mich auch, dich
kennenzulernen“.
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